24.10.2018
100 Jahre nach dem Ende des Ersten Weltkrieges 1918 und 400 Jahre nach Beginn des Dreißigjährigen Krieges 1618 versucht das NHM Wien in einer Sonderausstellung das Phänomen „Krieg“ anhand historischer Belege greifbar zu machen: „Lernt der Mensch aus seiner Geschichte?“, „Was ist Aggression?“, „Seit wann gibt es Krieg?“ und: „Ist Krieg unausweichlich, weil menschlich?“ sind unter anderem Fragen, die in der Schau beleuchtet werden.
Die Erforschung des Phänomens „Krieg“ hat in den vergangenen 20 Jahren enorme Fortschritte gemacht: Schlachtfelder und Befestigungen wurden ausgegraben, Massengräber geborgen, unzählige Skelette mit Verletzungsspuren untersucht, Waffen sowie bildhafte Darstellungen und historische Texte analysiert. Archäologische und anthropologische Forschungen lieferten wichtige Erkenntnisse über Kriegsführung und die Folgen der Kriege von der Ur- und Frühgeschichte bis in die Neuzeit.
Die Entwicklung vom Werkzeug zur Waffe, vom Zweikampf zum Massenmord, vom mythischen „Helden“ zum namenlosen Soldaten, der als „Kanonenfutter“ dient, ist zentrales Thema der Ausstellung.
Das Massengrab von Lützen ist im Rahmen der Schau „Krieg. Auf den Spuren einer Evolution“ erstmals außerhalb Deutschlands zu sehen und eines der Highlights der Ausstellung – zum einen, weil es als anschauliche Metapher den Krieg der Neuzeit repräsentiert und gleichzeitig einen Brückenschlag, zurück zu den Anfängen des Krieges, ermöglicht:
Sechs Stunden lang dauerte die Schlacht von Lützen, bei der sich 1632 in den Feldern rund um den kleinen Ort zwischen Leipzig und Naumburg mehr als 6.000 Männer niedermetzelten – einer der größten, verlustreichsten und blutigsten Waffengänge des Dreißigjährigen Krieges. 2011 hievten Forscherinnen und Forscher einen 55 Tonnen schweren Erdblock mit sechs mal sieben Meter Grundfläche, befestigt an einem Gerüst aus Holz und Stahl, aus dem Boden – die Grabstätte von 47 Soldaten, die in der Schlacht ihr Leben ließen. Ein Mahnmal des Krieges, das mit modernsten Techniken untersucht wurde und Einzelschicksale, sowie Todesursachen so detailliert wie möglich rekonstruierte.
Die Ausstellung ist ein Beitrag zum Europäischen Kulturerbejahr 2018.
Infos: nhm.at
Fotos: Heeresgeschichtliches Museum Wien; LDA Sachsen-Anhalt, Foto: Juraj Lipták; LDA